iPhone 4S – eine Enttäuschung? Mitnichten!
Seit sechs Tagen darf man nun den ganzen Blödsinn über die angebliche Enttäuschung durch das iPhone 4S ertragen. Als vernunftbegabter Mensch, kann ich sowas nicht unkommentiert stehen lassen, weil ich sonst innerlich von der ganzen Idiotie wahnsinnig werde.
Die Macht der Illusion
****Monatelang stapelten sich die Gerüchte zu einem iPhone 5. Die Presse, Fan-Seiten, selbsternannte Insider und Experten überschlugen sich mit immer neuen Meldungen. Als dann noch Fotos einer angeblichen Hülle auftauchten, die den Schluss zuließen, ein komplett neues, extrem flaches Design sei zu erwarten, waren die Erwartungen auf einem Höhenflug, der nur böse enden konnte.
Ich kann mir nicht erklären, wie man ernsthaft glauben konnte, dass man ein iPhone mit allen Features, höherer Akku-Leistung und entsprechenden Antennen, in ein Gehäuse von der Tiefe eines iPod touch quetschen kann? Apples Ingenieure sind verdammt gut, aber keine Zauberer. Zwar wird dieser Grad der Miniaturisierung wohl in absehbarer Zeit möglich sein, aber noch befinden wir uns im Jahr 2011 und nicht 2015.
Mit dem Ausblick auf solch dramatische Features, konnte ein neues iPhone nur enttäuschen. Ironischerweise ist dies aber nicht Apple und auch nicht dem iPhone 4S anzulasten. Schuld sind in erster Linie die Illusionen einer immer absurder werdenden Gerüchteküche, die von Apple nichts mehr als Wunder erwartet und sich ernüchtert abwendet, wenn sie merkt, dass am 1 Infinite Loop auch nur mit Wasser gekocht werden kann.
In diesen Tagen wird auch gerne Apple die Schuld für die hohen Erwartungen zugeschoben. Fragt sich nur warum? Zwar ist bekannt, dass Apple immer wieder Gerüchte vorsichtig streut, aber sie werden diesen Wahnsinn kaum mit falschen Fakten befeuern. Offizielle Äußerungen gab es gar nicht. Selbst die Keynote wurde nur knapp eine Woche vorher angekündigt. Meine Damen und Herren, der Apfel ist, wie schon in der Bibel, unschuldig …
Anstatt wild Märchen in die Welt zu setzen sowie sich selbst etwas vorzumachen, wäre es jetzt angebracht, sich auf realstische Vorstellungen zu besinnen und das iPhone 4S neutral zu beurteilen. Leider findet dies derzeit nur selten innerhalb der Medienwelt statt. Die breite Masse der potenziellen Käufer scheint sich aber von diversen Schmähartikeln nicht verblenden zu lassen, sonst wäre das iPhone 4S kaum ausverkauft.
Hardware
Während das Innenleben weitgehend positiv aufgenommen wurde, gab es immer wieder Kritik am Display. Es immer noch 3,5″ groß, ein IPS-Panel und hat mit 326 ppi eine der höchsten Pixeldichten der gesamten Smartphone-Riege. Samsung, HTC & Co. liefern sich aktuell eine regelrechte Größenschlacht, die frappierend an den Megapixel- und Zoom-Wahn bei Digitalkameras erinnert. Denn, auch hier wie da gilt: größer/mehr ist nicht automatisch besser.
Neben meinem iPhone 4 besitze ich als Android-Gerät ein Galaxy S i9000 mit einem 4″ SAMOLED-Display. Es löst deutlich geringer auf, was sich insbesondere bei Text durch das ungewöhnliche Pixelraster dieser OLED-Generation bemerkbar macht. Neuere Geräte besitzen oft bei größeren Displays die gleiche Auflösung. Zwar hat z.B. das Galaxy S2 mehr Subpixel, aber an die Pixeldichte und Bildqualität des IPS-Panels kommt es nicht ran. Das OLED-Pro-Argument Kontrast kommt an dieser Stelle nun meistens. Der bringt mir aber auch nichts, wenn er überzogen wird und dadurch die Farben viel greller wirken.
Das größte Problem neben der Bildqualität, ist beim Display-Wettrüsten aber die teils schon absurde Größe. Touchscreens überhalb von vier Zoll lassen sich kaum vernünftig mit einer Hand bedienen. Von Alltagstauglichkeit kann da eigentlich keine Rede mehr sein, wenn man den oberen Teil des Bildschirms nur noch mit Mühe erreichen kann.
Ich rechne es Apple hoch an, dass man sich nicht auf diesen Blödsinn einlässt und stattdessen auf eine bewährte Technik setzt, die immer noch der Maßstab ist, an dem sich alle anderen messen müssen. Zwar wird das Nexus Prime bzw. dessen Galaxy-Version ein 4,6″ Display mit 720p anbieten, auf dem Markt sind aber beide Geräte noch nicht und solange ist das iPhone 4(S) die Messlatte.
Mal ehrlich, braucht irgendjemand mehr als vier Zoll? Wir reden hier immer noch von einem Mobiltelefon und das soll es auch bleiben.
Design
Das kaum geänderte Aussehen des iPhone 4S, ist wohl der größte Kritikpunkt. Viele argumentieren damit, dass das iPhone ein Lifestyle-Produkt sei und daher jedes Jahr ein neues Design brauche, damit der Käufer allein durch das Zurschaustellen des aktuellen iPhones zeigen kann, ein neues Statussymbol zu haben. Denen kann ich jedenfalls nur raten, sich mit Apples Produktphilosphie zu beschäftigen.
In erster Linie entwickelt Apple Geräte mit dem hohen Anspruch für jeden einfach und schnell bedienbar zu sein. Dazu greifen fast alle Apple-Produkt nahtlos ineinander, um dem Nutzer maximalen Komfort zu gewährleisten und den Alltag wirklich zu erleichtern. Ganz besonders die Software es Jahrgangs 20111, egal ob Mac OS 10.7, iOS 5 oder iCloud sind einzig und alleine darauf ausgerichtet – mit dem für Apple angenehmen Effekt, den Nutzer in das eigene Ökossystem zu binden.
Wenn man nun ernsthaft glaubt, Apple würde ein erfolgreiches Design einfach ändern, damit ein paar Leute in der U-Bahn angeben können, der irrt gewaltig und erliegt der Illusion, dass den Apple-Käufern nur ums Design geht. Solche mag es zwar auch geben, aber ein Großteil der Kunden möchte Produkte, die ohne große Probleme einfach das tun, was sie sollen. Wenn sie dann auch noch schick aussehen und dazu intelligent konstruiert sind, um so besser.
Ehrlich gesagt, empfinde ich es als dreist und frech, mich als Besitzer eines Apple-Geräts von fremden Leuten als Design- und Attenion-Whore bezeichen lassen zu müssen. Offenbar geht es vielen nicht in den Kopf, dass man Apple vorzieht, weil sie einem das Leben mit durchdachten und intelligenten Produkten erleichtern.
Das soll nicht heißen, dass andere Produkte schlecht wären. Letztendlich muss jeder für sich die beste Lösung finden. Wenn das Android ist oder ein Black Berry, wer bin ich ihnen dann zu sagen, ihre Wahl wäre Mist? Ich werde niemanden zwingen meiner Meinung zu sein und ich kann Anderen nur raten, dies ebenfalls so zu halten. Fanboys aller Art sind einfach nur noch lästig und stiften Unfrieden.
In diesem Sinne, wenn das nächste iPhone kommt, einfach realistisch bleiben und nicht gleich die Keule rausholen, wenn’s einem nicht passt oder man Apple nicht mag.
4S (For Steve)
Du hast durch Deine Visionen und Produkte mein Leben wirklich bereichert. Als Pendler sind mein iPhone und iPad tägliche und treue Begleiter, die mir die Zugfahrten erträglicher machen. Im Büro erleichtern mir der iMac und Lion die Arbeit. Das ist wirklicher Fortschritt, von dem wir früher oder später alle profitieren. Sei es durch Apple oder die Konkurrenz, die Du inspiriert hast. Ich hoffe, dass Dein Pioniergeist und Deine Inspirationen uns noch lange beflügeln werden.
Mach’s gut, Steve — wo immer Du gerade bist.